Tuesday, November 6, 2012

Die Bourgeoisie der Welt

Mitte Zwanzig fängt der Ernst des Lebens an. Sollte man meinen.
Dies gilt mit Sicherheit für die meistenin diesem Alter. Studium beendet, erster fester Job,
erste eigene Wohnung, feste Beziehung.
Der Ausnahme genügt das aber nicht. Mit Mitte Zwanzig festgefahren in vorgegebenen Strukturen
welche die Gesellschaft nun mal so erwartet? Das kann nicht alles sein. Da bleibt nur eins: Raus aus den Konventionen, befreien von dem Druck unbedingt Spitzenscheidungsanwalt, plastischer Chirurg oder Marketingmanager bei Porsche sein zu müssen-schließlich hat man ja dafür studiert. Was dann, wohin, was tun? Sich irgendwie über Wasser halten, stets auf der Suche nach dem Ultimativen, dem einzig wahren Sinn des Lebens.
Generalisieren lässt sich der nicht, dass muss ganz klar und deutlich gesagt werden. Dringend notwendig, denn Geld allein und die Partnerschaft in einer renommierten Kanzlei machen entgegen der allgemein vertretenen Meinung wohl doch nicht glücklich. Eine Charakterfrage, logisch.
Weltoffen,kosmopolitisch, alles andere als spießig trotzdem konservativ und wertegeprägt- diese Dinge scheinen für Eltern stets höchste Priorität haben. Eins scheint dabei fortwährend vergessen zu werden: Manche dieser Dinge schließen sich gegenseitig aus. Wie sonst sollte man als konservativer junger Mensch, am besten CDU geprägt mit den Vorstellungen eines traditionellen Werteverhältnisses der gutsituierten deutschen Bourgeoisie in ein völlig anders konzipiertes wesentlich ärmeres Land im Süden Europas auswandern?  In dem 'La Famiglia' und 'Amicizia' an oberster Stelle stehen und man sein letztes Hemd für Freunde und Familie geben würde? Wo das Netto-Einkommen im Durchschnit unter der 1000€ Grenze liegt, die Menschen aber viel glücklicher und entspannter zu sein scheinen? Konservativ- kosmopolitisch, der Maßstab unserer Zeit, in deutschen Gefilden himmelhochjauchzend angepriesen, ohne Hintergrundwissen, gedankenlos in die Köpfe der Bevölkerung gesät.
Wohl gerade deshalb zieht es vor allem junge Menschen wie mich hinaus in die große weite Welt, internationale Nomaden mit keinem wirklichen zu Hause- denn wir sind es überall auf der Welt. In einer Welt, in der Charakter mehr zählt, als jeder 0,75 Abschluss in BWL, in der Soft Skills gefragter sind als Marketingstrategien, in der Mensch und Leben zählen. LEBEN, LIEBEN, GENIEßEN. Das Motto des Lebens. Alles andere ergibt sich von selbst.